Ernährungsmythen im Check: "Kirschen + Wasser = Bauchweh"

Ernährungsmythen im Check: "Kirschen + Wasser = Bauchweh"

Was Oma noch wusste…
Kirschen gegessen, Wasser getrunken, Bauchweh bekommen!


Das stimmt so nicht (mehr), ist aber auch nicht völlig aus der Luft gegriffen.

Da niemals Studien bezüglich dieser Thematik durchgeführt wurden, gibt es nur einige Theorien, woher dieser Mythos stammen könnte.


  1. Schlechtere Trinkwasserqualität
    Als unsere Groß- und Urgroßeltern noch Kinder waren, waren damalige Klärwerke und Wasseraufbereitungsanlagen längst nicht auf dem heutigen Stand der Technik. Die Folge war eine höhere Keimbelastung des Trinkwassers, welche unabhängig des Verzehrs von Kirschen oder anderen Lebensmitteln eine Belastung für den Magen-Darm-Trakt darstellte und unweigerlich zu Bauchschmerzen führte.
    Heute ist diese Theorie nicht mehr relevant, da unser Trinkwasser landesweit sehr sicher ist.

  2. Hefepilze auf der Kirsche
    Als Naturprodukt kommen Kirschen unvermeidlich in Kontakt mit diversen Umwelteinflüssen, so auch Hefepilzen.
    Zwar tötet die Magensäure die Hefepilze in der Regel ab, jedoch kann ein besonders hoher Verzehr von ungewaschenen Kirschen ggf. auch dazu führen, dass ein Teil der Hefepilze die Magenpassage überlebt und so in Dünn- und Dickdarm landet.
    Durch Kauen und die weitere Verdauung wird der enthaltene Fruchtzucker (die Fructose) aus den Kirschen freigesetzt und kann dann in Berührung mit den Hefepilzen kommen. Diese sorgen durch Vergärung für die Umwandlung der Fructose in Alkohol, wobei als Nebenprodukt Kohlendioxid (CO2), also ein Gas entsteht. In großen Mengen kann dies auch zu Blähungen und Bauchschmerzen führen.
    (Etwas weit hergeholt in diesem Zusammenhang: die Verdünnung der Magensäure durch Wasser, sodass diese weniger effektiv gegen die vorhandenen Hefepilze ist. Wasser und andere Flüssigkeiten werden häufig getrunken, folglich wären Bauchschmerzen auch bei anderen Mahlzeiten die Folge.)

  3. Fructose und Sorbit
    Kirschen enthalten von Natur aus eine gewisse Menge Fructose und Sorbit, einen Zuckeraustauschstoff.

    Exkurs:
    Fructosemalabsorption vs. Fructoseintoleranz

    Die Fructosemalabsorption ist das häufigere Phänomen in der heutigen Gesellschaft. Betroffene haben eine begrenzte Aufnahmefähigkeit von Fructose (max. 25 g), wobei es bei einem höheren Verzehr zu Beschwerden wie Völlegefühl, Blähungen und Bauchschmerzen kommt.
    Natürlicherweise haben alle Menschen bei Mengen von 35-50 g Fructose eine begrenzte Aufnahmefähigkeit von Fructose. D.h. auch Personen ohne eine diagnostizierte Malabsorption können bei einem sehr hohen Fructoseverzehr entsprechende Beschwerden bekommen.
    Durch gleichzeitige Aufnahme von Glucose wird die Aufnahmefähigkeit von Fructose erhöht, durch die gleichzeitige Aufnahme von Sorbit wird sie vermindert.

    Die hereditäre Fructoseintoleranz tritt seltener auf und erfordert eine absolute Abstinenz von Fructose. Hier existiert keine tolerable Aufnahmemenge. Der Verzehr von Fructose kann hier schwere gesundheitliche Folgen haben.

    Unverdaute Fructose (bei einer Malabsorption oder durch einen besonders hohen Verzehr) kann in den Dickdarm gelangen, wo sie von den dort angesiedelten Mikroorganismen zersetzt wird. Dabei entstehen Gas und kurzkettige Fettsäuren, die in der Folge zu Durchfällen, Blähungen und Bauchschmerzen führen können.
    Ähnlich sieht es für Sorbit aus, auch ganz unabhängig einer Fructosemalabsorption.

    Dies gilt aber nicht für Kirschen allgemein: auch anderes Steinobst, z.B. Marillen, Pflaumen oder Aprikosen können in größeren Mengen verzehrt ähnliche Beschwerden verursachen.

Wer also am Ende Bauchweh und Co. vorbeugen möchte, sollte Kirschen und anderes Steinobst wegen möglicher vorhandener Bakterien, Keime und Hefepilze gründlich abwaschen. 

Und auch wenn sie gesund sind: Maß halten und nicht zu viel auf einmal essen, dann bleiben auch die Schmerzen fern.

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