Die größten Bananenlieferanten Deutschlands sind Ecuador, Kolumbien und Costa Rica. Dies bedeutet, dass eine Banane durchschnittlich über 10000 km zurücklegt, bevor sie bei uns in den Supermarktregalen landet! Je nach Transportmittel dauert die Anreise der Frucht in die EU circa 12 bis 20 Tage. Wie kann es also sein, dass Bananen im Supermarktregal noch Gelb, oder teilweise sogar Grün sind, wenn ihre eigentliche Dauer zum braun reifen nur 12-14 Tage beträgt?
Um diese Frage zu beantworten, muss man den Reifungsprozess der Banane verstehen. Grund für das Reifen von Bananen ist das sogenannte Ethylen. Ethylen ist ein farbloses und süßlich riechendes Gas, dessen Geruch oft als unangenehm wahrgenommen wird. Das Gas ist ein Pflanzenhormon, das unter anderem für die Regulierung der Reifeprozesse vieler Früchte verantwortlich ist. Früchte, die besonders viel Ethylen ausscheiden, sind in der Regel nachreifende Früchte. Eine nachreifende Frucht kann roh geerntet werden und später nachreifen. Diese Eigenschaft nutzt die Lebensmittelindustrie, um den Reifeprozess während des Transports von nachreifenden Früchten zu regulieren. In der Tat können roh geerntete Fruchtsorten wie Äpfel, Bananen oder Tomaten einer Ethylen Behandlung ausgesetzt werden, die deren Reifeprozess stimulieren kann. Anders bei der Lagerung, bei der das Gas aus der Luft gefiltert werden kann, um den Reifeprozess der Früchte zu verlangsamen und die Lagerzeit zu verlängern. So kann die Banane in Ecuador roh geerntet werden, während des Transports in kalter und Ethylen reiner Luft gelagert werden und bei der Ankunft in Deutschland Ethylen ausgesetzt werden, um einen Nachreifeprozess zu starten. Somit kann die Frucht in optimalem Reifegrad auf den Markt kommen. Jedoch kann Ethylen nicht nur in der Lebensmittelindustrie, sondern auch ganz einfach im Haushalt eingesetzt werden. Wenn man weiß, welches Obst wie viel Ethylen auf natürliche Weise ausstößt und welches Obst und Gemüse empfindlich auf das Gas reagiert, kann man die Reifung dieser Lebensmittel ganz einfach beeinflussen, um unseren Wünschen optimal zu entsprechen!
Hier folgen daher die wichtigsten Informationen, sowie einige Tipps und Tricks, die dir helfen, die Reifung deine nährstoffreichen Lebensmittel optimal zu steuern:
- Generell gilt: Kernobst (Äpfel, Pfirsiche, Birnen, Pflaumen…), Blaubeeren, Bananen, einige Exoten (Kiwis, Papayas, Mangos…) und Tomaten schütten Ethylen während ihres Reifeprozesses aus.
- Passionsfrüchte und Äpfel sind Beispiele für Früchte mit besonders viel Ethylen. Lagert man diese Früchte neben Ethylen-ärmeren Früchten, so weisen letztere einen schnelleren Reifeprozess aus. Sollten die Bananen oder die Tomaten beim nächsten Einkauf noch ein wenig unreif sein, so kann man diese ganz einfach bei Raumtemperatur in einen Plastikbeutel mit einem Apfel geben. Die noch unreifen Früchte werden in kürzester Zeit reif und können einfach aus der Tüte genommen werden, wenn sie die optimale Reife erreicht haben!
- Bei nicht nachreifenden Früchten wie beispielsweise Ananas, Zitrusfrüchte, Beeren, Trauben und Kirschen, bringt der Apfeltrick leider nichts.
- Jedoch sollten, wenn kein schnellerer Reifeprozess erzielt werden soll, Ethylen ausschüttende Früchtesorten nicht gemeinsam gelagert werden, da sonst eine schnelle Kettenreaktion gestartet wird, die Lebensmittel schneller verderben lässt als man sie essen kann.
- Gemüse stößt zwar in der Regel kein Ethylen aus, jedoch gibt es Gemüsesorten, die besonders empfindlich auf das Gas reagieren. So sollten Gurken, Karotten, Weißkraut, Bohnen, Broccoli, Erbsen oder Salat nicht neben Ethylen ausstoßenden Früchten gelagert werden, da diese sonst schnell verderben.
- Die meisten Gemüsesorten sind jedoch nicht Ethylen anfällig. So können zum Beispiel Kartoffeln, Zucchini, Kürbisse, oder Paprika problemlos zusammen mit Ethylen ausscheidenden oder empfindlichen Sorten gelagert werden.
Abschließend kann man sagen, dass nicht nur die Lebensmittelindustrie sich Ethylen zunutze machen kann. In der Tat ist es auch im Haushalt von Vorteil ist zu wissen, welche Obstsorten wie viel Ethylen ausstoßen und welche Obst- und Gemüsesorten empfindlich auf das Gas reagieren. Besonders jetzt wo die Tage heißer und der Appetit auf Früchte grösser werden, kann mit einigen kleinen Tricksereien und Umplatzierungen im Kühlschrank Lebensmittelverschwendung verhindert und Obst optimal zur Reife gebracht werden, so dass einem genussreichen Verzehr nichts mehr im Wege steht!